Anfang des Jahrtausends hatten die Zufallsproduktionen ein Schaufenster adoptiert.
H.H. (nicht Humbert Humbert, sondern Hermann Huber) hatte ein leerstehendes Gassenlokal in der Schleifmühlgasse 6-8 angemietet, monatelang entrümpelt und dann gab es Kunst. Dennis machte hinreißende Clubbings und das Schaufenster führte ein Eigenleben unter meiner Regie.
2 Jahre lang wechselte ich monatlich die Auslage. Es gab nicht wirklich etwas zu kaufen in dieser Zeit in der Schleifmühlgasse 6, aber ein wichtiger Teil des Lebens ist die Verschwendung. Also verschenkte ich Erkenntnisse. Monat für Monat ging ich diszipliniert mit der Küchenschürze hinüber und sang Loblieder auf Sex, Liebe, Revolution und Mut.
Obige Installation hieß Sommerloch. Aus Mangel an Zerstreuung schrieb ich Emails an mich selbst. Mit fingierten E-Mail-Adressen, wie z.B. „Papst@hotmail.com“. Oder LieberGott@yahoo.de
Damit die anderen Leute was zu lesen haben, im Sommerloch nicht schlecht. Außerdem gab es eine Ausstellung von Mana, da hab ich gleich Werbung dafür gemacht.
Das Sommerloch dauerte etwas länger, deshalb gab es eine Fortsetzung. Mit echten Löchern.
Die Installation dahinter war dem Eskapismus gewidmet, dem Davon-Laufen. Im Sommerloch läuft man oft der Leere davon, zum Beispiel in den Urlaub.
Deshalb hab ich dahinter meine Turnschuh-Sammlung ausgestellt. Weil die recht klein ist, haben mir Freunde welche geliehen.
Die Schaufenstergestaltung war ja stets „No Budget“. Also musste ich mit dem arbeiten, was grad da war. Zum Beispiel Packpapier und Comic Stifte.
Diese Installation hieß: „Wer sich beschwert, fühlt sich erleichtert.“
Klingt paradox, stimmt aber.
Hier unser Beitrag zum Thema „Unplugged“ oder „Plugged“ ?ID stand tapfer Modell, ich hätte mich das selber nicht getraut. Raten Sie mal, für welches Engagement die Installation Werbung macht…?!
Auch hier. Unsere Hommage an die verstorbene Actrice Linda Lovelace. (oben). Unten eröffneten wir den kleinsten Swingerclub Wiens. Er enthielt eine Schaukel, englisch Swing. Für Singles und solche, die es bleiben möchten.
Mein Lieblingsandenken an diese Zeit ist auch verschollen, das „Standpunkt oder Punschstand?“-Fenster.
Irgendwann in 2003 wurde das Fenster dann – mitsamt Kunstraum und seinen Aktionen und Auktionen – wieder der spielenden Jugend entzogen und einer arbeitsamen kommerziellen Nutzung zugeführt. Damals hab ich echt gedacht, die Welt geht unter.