Jonathan Meese Mondparsifal.

Flatterte mir unlängst dank Markus Bacher (vom letzten Blog) eine Einladung zu Parsifal ins Haus. Ich schätze den Parsifal sehr, also griff ich zu. Allmählich wurden mir auch die Hintergründe klar:

Jonathan Meese, der Rasputin der deutschen Kunstszene, versucht sich an einer KommERZ – Oper, um endlich aus den Miesen zu kommen. Aus den roten Zahlen. Verständlich. Wer in den letzten Jahren dermaßen vehement jegliche Intelligenz von sich gewiesen hat, will nun endlich mal Erfolg haben. Was tun? Man erreicht das Bürgertum am besten mit Richard Wagner. Der ist zwiespältig, wie das Bürgertum selbst, und immer ein Garant dafür, dass das Feuilleton schreibt. Ja, Cosima, dachte ich – die Sache ist durchschaut. Hat sich ja schon Schlingensief den bildungsbürgerlichen Ritterschlag erwirkt, mit Parsifal. Und Messe würde ja auch gerne verschlingensiefern. Pilgern wir mal hin, ins Theater an der Wien. Wer nix erwartet, wird auch nicht enttäuscht.

Schöne Scheiße. Das war alles ziemlich gut gedacht vom Herrn Meese. Das Bühnenbild war eine köstliche Wolkenskulptur, mit Riesen-Eiskasten, der Gurnemanz sah aus wie Rasputin (bzw J. Messe) und der Amfortas wie Captain Kirk aus Star Treck. Vom Himmel fielen Drachen und auf den Spruchbändern TextERZTE es, dass es eine Freude war. ENDLICH erzählt mir jemand die ganze Geschichte der Suche nach dem größeren Ziel.

Weitere Details: Parsifal sieht aus wie Freddy Mercury. Die Kundry war angezogen wie Richard Wagner selber, mit Barett und Samtmantel, und ein ausgestopfter Schäferhund zog vorbei. Dann war noch Spongebob als Gral verkleidet und überdies war der Meister selber in einer Proszeniums-Loge, er schmierte beidhändig irgendwelche Öle in irgendwelche Fette, das wurde alles auf youtube übertragen.

Anyway – ich fand das toll. Die  Bilder faszinierten mich. Ich hätte so gerne eingetaucht. Bloß floh ich in der Pause. Die Musik war nämlich nicht zum Aushalten. Warum haben die Cash-Flow-Berater vom Herrn Meese die Wagner-Partitur weggeschmissen und uns statt dessen  mit „zeitgenössischer Klassik“ gequält? Schrüü- höh-zirr-krawumm?? Seit 3 Tagen bin ich schlecht gelaunt. Musik kann ja eigentlich etwas Schönes sein. Die Grals-Enthüllung im 1. Akt Parsifal, zB. Oder „Es wird a Wein sein, und wir werd’n nimmer sein…“ Oder „Here comes the sun“. Oder „Dreh den Swag on“. Oder „Stairways to heaven…“

Warum gibt es so furchtbar unsinnliche Musik? So Wizzards of Wozzek? Quälen Menschens Ohren? Wegen Subventionen? Na klar, ein Festwochen-Programmpunkt bekommt nur Subventionen, wenn man die Schönberg-Latte hochhält. Als Wiedergutmachung für den Holocaust, wohl, irgendwie, oder was hätte das sonst noch für einen Sinn? Die ewige Peitsche, Wagnerianer sollen sie spüren.

Ein Tipp an Frau Dr. Ursula Krinzinger, der Alexandra Federowna des neuen Rasputin: Helene Fischer. Jonathan Meese inszeniert Parsifal mit dümmlichen Textfetzen aus Wagners Libretto und Helene Fischer singt Gurnemanz und Amfortas zusammen. Atemlos wird hier der Raum zu Zeit. Das, liebe Leute, nenn ich Diktatur der Kunst. Dann wäre ich gerne auch sitzen geblieben.

 

 

 

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